Auszug aus der Gemeindechronik
Prem vor 725 Jahren – 1293
Heinrich von Swangov, Reichsministeriale, schenkt seinen Hof in Mosruetin (Moosreuten) den Brüdern und Schwestern (Doppelkloster!) des Klosters Steingaden.
Prem vor 325 Jahren – 1693
In diesem Jahr dingte der Füssener Maler Alexander Kranzner, der dort 1673 geheiratet hat, den jungen Melchior Höldrich von Prem gegen 100 Gulden Lehrgeld auf, was der Bildhauer Bayrhoff, dann Ludwig Knappich, und der Bernbeurer Maler Thomas Pfeiffer und schließlich der Pfrontener Maler und Bildhauer Johann Georg Stapf bezeugten.
(Ratsprotokoll der Stadt Füssen vom 11. Mai 1693).
Prem vor 300 Jahren – 1718
„Am 30. Juli stürzte sich der sonst musterhafte Jüngling Blasius Schwaiger von Holz im Zustande von Geistesstörung in den Lech.“
Am 16. November wurde im Kloster Steingaden die Hauptübereinkunft vollzogen, d. h. alle Klostergrundvergabung ruhte nunmehr auf Erbrecht mit Freistift: der Hoffuß reichte von 1/32 bis 1/3 Hof“.
Prem vor 275 Jahren – 1743
Eine „neue Paroggen“ (Perücke) für Unsere Lieben Frauen Bildnis kostet fünf Gulden.
Prem vor 250 Jahren – 1768
Am 15. September wurden acht Firmlinge aus der Pfarrei Prem durch den Augsburger Weihbischof Franz Xaver Adelmann von Adelsmannsfelden gefirmt.
Abt Marian II Mayr von Steingaden stellt am 14. September fest: Am 25. Juli und am 02. August sind durch ausgebrochene Schauer und geworfene Rißlen ein großer Teil allhiesiger Hofmarksuntertanen an den Gehöften, Feldfrüchten dergestalten in abermaligen schaden und Verderben gesetzt worden. Und was der Schauer noch zurückgelassen hat, das haben die Würmer verwüstet und aufgezehrt. Überdas, so haben auch das immer anhaltende Regenwasser verursacht, dass man das Gromath noch auf den Feldern liegen muß. Eben diese große Unglück hat auch die jenseits des Lechs gelegenen Ortschaften .. getroffen (Staatsarchiv München, Klosterliteralien Steingaden, fasc. 701, Nr. 24 – 25).
Prem vor 225 Jahren – 1793
Am 10. August werden durch einen ungenannten Bischof zwei Firmlinge aus der Pfarrei Prem gefirmt.
Prem vor 200 Jahren – 1818
Am 27. Januar heiratet Johann Martin Keller, Bauer und Floßmeister in Prem Haus Nr. 39, geboren am 18. Oktober 1778, Maria Barbara Mehrlin, Bauerstochter von Schober, geb. am 22. März 1796.
„Coelestin Daiser, Maurermeister in Füssen, hat um 15 Gulden das Dachwasser auf dem Freyhof abgewiesen, daß es nicht in die Kirchenmauer dringt, auch den Boden und die Kirchenstühle, so versunken sind, hergestellt.“
Einen aufschlußreichen Bericht über die wirtschaftliche Not der Zeit sandten am 20. April der Obmann Franz Joseph Streif, das Ausschußmitglied Ulrich Knappich und das Gemeindemitglied Georg Nuscheler an die Köngl. Regierung des Isarkreises (wozu Prem jetzt gehörte). Wir lesen hier … Erhörung unserer Bitte ermutigt, uns Trost und Hoffnung gibt, ist
a) die Natur unserer Lage des Bodens. Bei rauhem Klima, auf Hügeln zwischen dem Lechstrom und dem Hochgebirge, gewähren unsere Felder nur sehr wenigen aus uns den jährlichen Bedarf an Speis- und Saamgetreide; der ungleich größere Teil muß seinen Bedarf größtenteils aus der Schranne nehmen.
b) Die Verkümmerung unserer ersten Erwerbsquelle des Holzes.
Haben wir die ganzen Winter hindurch, um uns aus dem Gebirge die Stämme an den Strom bringen, uns und unsere Rosse zu Gespenstern abgearbeitet, so bietet uns da in Österreich, wie man uns sagt, seit einigen Jahren her der Holzpreis sehr gesunken ist, der Flößer für unsere Ware eine unserem Zeit- und Kraftaufwand gar nicht angemessene Kaufsumme; und trifft den Flößer, dem wir borgen müssen, auf seiner Fahrt ein Unglück so wirkt dies und hat schon öfters zerstörend auf unseren Wohlstand zurückgewirkt und uns in Not und Mangel gestürzt.
c) Die nach vorhergehenden Kriegen erfolgte Zeit der fürchterlichsten Teuerung.
Am 14. September nimmt Pfarrer Hermann Schwarz Stellung zu einem Gesuch des Lehrers Koppe, der 1808 beim Einzug in das neue Schulhaus seine betagten Eltern zu sich genommen hat. „So brav der Lehrer Koppe in moralischer Hinsicht handelte, daß er seine betagten Eltern zu sich nahm, so unökonomisch war es, indem ihm die Annahme einer rüstigen Magd wahrscheinlich weniger Kosten verursacht haben würde, als die Zusichnahme seiner alten Eltern, deren Magen wohl, aber nicht deren Hände zur Arbeit noch tauglich waren.“
Johann Georg Linder sen, geb. am 07.01.1818 in Prem.
Er lernte das Flößerhandwerk und brachte es wegen seiner Tüchtigkeit zum Floßmeister.
Die Floßreisen führten ihn wiederholt nach Wien. Ihm oblag auch die finanzielle Abwicklung der Geschäfte. Zwei Geldgürtel werden in der Familie Linder in Steingädele aufbewahrt.
Um 1860 heiratet er Kreszentia Echtler, Bauerstochter „zum Gori“ in Steingädele und erbte dann das Nachbaranwesen „zum Schelle“.
Aus der Ehe gingen der Sohn Georg, später Harfenspieler und zwei Töchter hervor.
In der Steingadener Blasmusik spielte er Flügelhorn.
In ihm muß man wohl den fruchtbarsten Volksmusikanten in der Steingadener Gegend sehen, denn die Zahl der von ihm hinterlassenen Musikstücke übertrifft die der anderen teilweise um ein Vielfaches.
Gestorben am 27.07.1876 mit 58 Jahren in Steingädele.
Hinterlassenschaft:
Mindestens 875 Landler (davon 205 mit 2 Teilen), 297 Walzer, 21 Polkas, je 19 Mazurkas und Galopps und 16 Schottisch.
Er nahm einen hervorragenden Platz unter den Volksmusikanten ein. Dies ist ein Beweis, daß in der Gegend ein reges Volksmusikleben herrschte.
Sohn:
Georg Linder jun, (1863 – 1924) bekannt als Harfenspieler, der in der ganzen Umgebung bei Hochzeiten, in der Fasnacht, bei Weihnachts- und Familienfeiern und Tanzveranstaltungen spielte.
Auch er hat verschiedene Volksmusikstücke geschrieben. (nach Gerhard Klein)
Prem vor 175 Jahren – 1843
Am 30. März hat der Pfarrer Josef Laber an Andreas Hochenleutner, Glashüttenbesitzer in Aschau (Grafenauschau) 3 Gulden 39 Kreuzer für acht große, 20 mittlere und neun kleine Grabkugeln bezahlt. Johann Nep. Hoiß, resign. Pfarrer in Bad Kohlgrub, hat sie durch einen sicheren Mann überschickt. (Pfarrarchiv)
Am 12. April hat Eustach Gast, Faßmaler und Tischler in Altenstadt, von Pfarrer Laber 50 Gulden als Abschlag für die Fertigung eines Ölbergs und hl. Grabes erhalten. (Pfarrarchiv)
Im Mai ist Remigius Raith, Kaplan in Lechbruck, geboren am 13. Januar 1814 in Diepolz, als Aushilfspfarrer in Prem tätig.
Prem vor 150 Jahren – 1868
Die Gemeinde Prem führt einen Prozeß gegen den Fiskus wegen der Baulast an der dortigen Pfarrkirche. Gemeindevorsteher Keller stellt am 24. März fest: Es sind bereits vier Jahre verflossen und die Kirche ist sehr baufällig …
Die Kirchenstiftung ist ganz arm, so daß die ganze Baulast der Gemeinde zufällt. (Pfarrarchiv Prem)
Prem vor 125 Jahren – 1893
In diesem Jahr wurde von Floßmeister Franz Petz 87 Flöße gebunden und befördert.
Nach dem Bau der Eisenbahnlinie Bießenhofen – Lechbruck vor dem ersten Weltkrieg kam die Flößerei auf dem Lech zum Erliegen.
Am 29. Juni wird im Gemeinderat die Abgabe von zwei Kiesgruben zum Bau der Distriktstraße Schögelmühle – Gründl aus Ortsgemeindegründen beschlossen. Die eine Grube liegt in Pl.Nr. 749 in der Lechaue bei der Schneidersäge Nuscheler und die zweite in Pl.Nr. 752 in der Kälberweide bei der Rettenbachbrücke.
Das Dezimal soll gegen eine Entschädigung von drei Mark abgegeben werden, wogegen sich der Distrikt zur Herstellung einer Umzäunung verpflichtet, um das Abstürzen des weidenden Viehs in die Kiesgrube zu verhindern.
Prem vor 100 Jahren – 1918
Am 19. Mai werden für die gewerblichen Betriebe nachstehende besondere jährliche Gebühren zum Wasserzins erhoben: Die Käserei Prem 30,-- Mark, die Bäckerei Prem 15,-- Mark, die Metzgerei Prem 12,-- Mark, die Gastwirte in Prem je 6,-- Mark und jedes weitere Gewerbe 1,-- Mark.
Es gab damals in der Gemeinde 52 Hauswasserleitungen.
Am 25. Oktober ist das dreijährige Kind Heinrich Greißl in der Jauchegrube hinter dem Anwesen des Franz Greißl, HsNr. 25 in Prem, ertrunken.
Prem vor 75 Jahren – 1943
Am 21. Februar ist wieder ein Dorfgemeinschaftsfest in Prem.
22. Juli: zahlreiche Flüchtlinge aus dem Rheinland treffen in Prem ein.
Im November werden von der Schule wieder Sammlungen durchgeführt:
45 kg Lumpen
10 kg Papier
200 kg Eisen
540 g Apfelkerne
410 g Roßhaar
1230 g Rinderschweifhaare
425 g Schweingeborsten.
Zur Selbstversorgung wurden überall größere Gärten, Gemüse, Kartoffeln, zum Teil Getreide, Zuckerrüben und sogar Tabak angebaut. Aus Zuckerrüben wurde Sirup gemacht und der Tabak nach den verschiedensten „Verfahren“ veredelt.
Die Verdunkelung wurde strikt eingehalten, sowohl bei den Fenstern wie bei den Fahrrädern. Je länger der Krieg dauerte umso mehr waren die feindlichen Bomberverbände (aus Italien) zu sehen und zu hören, die meist völlig ungestört von der deutschen Flugzeugabwehr, ihre Angriffe auf deutsche Städte flog.
Da es Fahrradreifen nicht mehr gab, wurde aus alten Auto- und Fahrradreifen runde Stücke herausgestanzt und zu Vollgummi-Fahrradreifen zusammengefügt. In Ermangelung von Dieselkraftstoff liefen zum Schluß des Krieges die wenigen Zugmaschinen und LKW mit „Holzgaser“.
Um Wolle zu bekommen, wurden in allen landwirtschaftlichen Betrieben Schafe gehalten. Die Rohwolle wurde zur Verarbeitung in Spinnereien der Umgebung gegeben.
Am 2. Mai wird dem Oberlehrer Michael Weichselsdorfer „in anbetracht seiner großen Verdienste während seiner über vierzigjährigen Dienstzeit in der Gemeinde Prem“ das Ehrenbürgerrecht verliehen.
Das Bedürfnis zur Weiterführung der Gastwirtschaft zum „Bayerischen Löwen“ wird anerkannt.
Prem vor 50 Jahren – 1968
Am 13. Januar werden gegen die Verlegung eines Fernmeldekabels auf dem Teilstück Gründl bis zur Röthenbachbrücke keine Einwendungen erhoben.
Am 9. Juli wird für das gemeindliche Moorbad eine Wasserrutsche für die Kinderabteilung genehmigt. Ab 19.00 Uhr ist für jedermann das Baden frei.
Am 10. August werden für die Ausbildung und Förderung der Premer Musikkapelle Martin Dürr aus Steingaden DM 300,00 bewilligt.
Am 16. November wird Martin Christa Gemeindesekretär.
Die Stelle des Gemeindekassiers wird ausgeschrieben.
Am 28. Dezember ist Fräulein Marina Pfeiffer Kassenverwalterin.
Dem aus dem Dienst ausscheidenden Angestellten Adalbert Länger dankte am 28. Dezember Bürgermeister Franz Hohenegg für seine 22jährige treue Pflichterfüllung. Er überreichte ihm als Zeichen des Dankes einen Zinnkrug.
Am 9. Dezember verunglückte in Schongau der verheiratete Landwirt und Bauhelfer Anton Heißerer im Alter von 34 Jahren durch einen umfallenden Baukran.
In diesem Jahr wurde das alte Schulgebäude (Miethaus) renoviert.